„Der knurrende Magen ist ein gefährlicher Rebell…“
Fontane war nicht nur ein genauer Beobachter und brillanter Schreiber, er war auch ein Genießer, mit Hang zur Quantität. Zitate wie „Ich bin nicht für halbe Portionen“ und „Der knurrende Magen ist ein gefährlicher Rebell“ sind Beleg dafür. Wer bei der Veranstaltung „Bei Theodor Fontane zu Tisch“ sitzt, muss also keinen knurrenden Magen befürchten, sollte sich aber frühzeitig um Karten bemühen. Die Plätze an beiden genussvollen Abenden, am 29. Juni und 31. August, sind begrenzt.
Als Fontane Hans-Jochen Röhrig.
Eva Curth spielt Harfe.
Veranstaltung innerhalb der Lesereihe „Heiraten is gut, aber Nichheiraten is noch besser“ zum Fontanejahr
mit Laura Marie Hänsel, Hans-Jochen Röhrig und Henning Strübbe, am Klavier: Rita Herzog
L’Adultera ist der erste „Berliner Roman“ Theodor Fontanes, den er 1882 veröffentlichte. Den Titel formulierte er nach Tintorettos „Die Ehebrecherin vor Christus“. Anregung gab dem Dichter ein Skandal in den Kreisen der Berliner Hochfinanz: Eines bekannten reichen Industriellen (bei Fontane Ezel van der Straaten) schöne, aparte, junge Gattin, Mutter zweier Kinder, verliebte sich in ihren jungen Verehrer. Und bei Fontane gibt sie sich ihm in einer romantischen Liebesszene im Gewächshaus hin … und fasst einen Entschluss.
„Wenn du jetzt gehst … Du weißt, was ich meine. Du kannst jetzt nicht gehen; nicht jetzt.“
„Eben deshalb geh ich, Ezel“, antwortete sie leise. „Es soll klar zwischen uns werden. Ich habe diese schnöde Lüge satt.“ (Dialog van der Straatens mit seiner Frau)
Leitung: Hans-Jochen Röhrig
Lesung in der Reihe „Heirateen ist gut, aber Nichheiraten is noch besser“ zum Fontanejubiläum.
Mit Katja Zinsmeister und Jörg Dathe, am Cello:Christiane Starke, am Klavier Rita Herzog
Dieser Roman ist reich an amüsiert beschriebenen Nebenfiguren, etwa den ungleichen Baronen Pentz und Erichsen, der Witwe Hansen mit ihrer Tochter und den Schleppegrells, dem Pastorenpaar. Des Dichters geistreiche Causerien stehen denen in der „Treibel“ oder in „Effi Briest“ nicht nach, die etwa in der gleichen Zeit entstanden sind.
Im Mittelpunkt der Handlung steht Graf Holk, der sich an der Seite seiner grundsatzstrengen Frau Christine einigermaßen langweilt. An den dänischen Hof gerufen, entbrennt er jedoch für die verführerische Ebba von Rosenberg, Gesellschafterin der Prinzessin, und setzt damit seine Ehe aufs Spiel …
„Wo das Eis beginnt, da hat das Herz seine höchste Flamme. Hoch Nordland und hoch seine schöne, mutige Tochter!“
(Toast auf Ebba aus „Unwiederbringlich“)
Roman von Theodor Fontane (zum 200, Geburtstag des Dichters)
Erst im Tode sind sie quitt, der machtversessene
Förster Opitz und sein Widersacher, der empfindsame
Wilddieb Lehnert Menz. Dieser flieht den Schauplatz
seiner Verfehlung, um in den Weiten Nordamerikas zum
Frieden mit sich selbst zu finden. Aber kann er der
Einlösung seines Schicksals entgehen…?
Eine spannende Geschichte um Schuld, Buße, Reue
und Vergebung, aufgelockert von immer wiederkehren-
den satirisch gezeichneten Berliner Sommergästen, so
dem Geheimrat Espe‚ der abschließend resümiert:
„…die Justiz hat das Nachsehen. Und das soll nicht sein und darf nicht sein. Ordnung, Anstand, Manier. Ich bin Todfeind
aller ungezügelten Leidenschaften“. Zitat Espes aus dem Roman.
Es liest Hans-Jochen Röhrig, Beate Masopust spielt Gitarre, Benno Kaltenhäuser Cello
Lesung mit Hans-Jochen Röhrig, musikalische Begleitung: Varoujan Simonian
Der Stechlin“ ist Theodor Fontanes letzter Roman, vielleicht sein persönlichstes Werk. In dessen Mittelpunkt steht der Major a.D. Dubslav von Stechlin, charakterisiert als „Typus eines Märkischen von Adel, aber von der milderen Obserservanz, eines jener erquicklichen Originale, bei denen sich selbst die Schwächen in Vorzüge verwandeln“. Antipodisch stellt Fontane dem Major dessen Schwester Adelheid gegenüber, eine Stiftsdame, die konservativ, engstirnig und streng am heimisch Märkischen hängt. Obwohl Adelheid Dubslavs Sohn Woldemar zur Ehe drängt, ist sie dann doch sehr enttäuscht, als dieser sich mit einer jungen Dame verbinden will, die gar unter den Engländern geboren wurde.
„Alles, was ich da so höre (von den Engländern), kann mich nicht für dieses Volk einnehmen und weil sie rundum von Wasser umgeben sind, ist alles so kalt und feucht. Und wenn es dann neblig ist, dann kriegen sie das, was sie den Spleen nennen und fallen zu Hunderten ins Wasser und keiner weiß, wo sie geblieben sind.“
(Adelheid von Stechlin in Fontanes „Der Stechlin“)