Brandenburger Wochenblatt am 23.11.2016
Der Monat November zeichnet sich vor allem durch das Fehlen lauter und fröhlicher Feste aus. Er bietet Zeit, um einfach mal ein gutes Buch in die Hand zu nehmen oder sich etwas vorlesen zu lassen.
Die kleine Reihe „Märkische Leselust“ im Brandenburger Theater gibt dazu eine gute
Möglichkeit, sich den Klassikern wiederanzunähern, So wie dem Werk aus dem Jahre 1888. Ein
junger Autor im Berliner Vorort Erkner eroberte mit einer Novelle die Spitze der deutschen
Literaturcharts. Sein Name: Gerhart Hauptmann. „Bahnwärer Thiel“ betitelte er sein heute wohl bekanntestes Buch nach der Hauptfigur Thiel. … Der Reclam-Verlag zählte fast vier Millionen gedruckte Exemplare von diesem Kiassiker. Eins davon hielt Hans-Jochen Röhrig in seinen Handen und las im Foyer des Theaters Auszüge aus der Novelle.
Hans-Jochen Röhrig nahm die Zuhörer mit auf die Zugfahrt durch das Leben des Protagonisten, in seine winzige, private Parallel-Weit. Musikalisch begleitet wurde er von Christiane Starke am Cello und Rita Herzog am Klavier, Hans-Jochen Röhrig las natürlich nicht das ganze Werk. Fand aber die entscheidenden Passagen der Novelle und fasste sie geschickt zusammen. Die Verknüpfung von Landschafts-Wahrnehmungen, psychischer Abhängigkeit, mythischen Phantasiewelten und die Eisenbahn-Motivik schilderte er deutlich, aber trotzdem unterhaltsam. Mit viel Emotion hauchte er den Gestaiten Leben ein, fabrizierte für die zahlreichen Zuhörer ein Kopfkino über ein Stück Weltliteratur. …