Regina Scheer, die Autorin unserer Lesung stammt aus Ostberlin, wo sie 1950 geboren wurde. Nach Theater- und Kulturwissenschaft-Studium war sie Mitarbeiterin an den Zeitungen „Forum“ und „Temperamente“, schrieb auch für den Oktoberklub.
Nach der Wende arbeitet sie an Ausstellungen, Filmen und Anthologien, bis sie sich an ihren ersten Roman machte, „Machandel“, 2014 erschienen, und das war gleich ein großer Erfolg, sie erhielt den Mara Cassens Preis, den höchstdotierten deutschen Literatur-Preis für ein Romandebüt.
Im umfangreichen Roman agieren fünf Figuren als Erzähler, ich hätte gern wenigstens drei zu Wort kommen lassen, musste aber einsehen, dass dazu die Matineenzeit bei weitem nicht ausreicht.
Ich bin bei der Texteinrichtung bei der Hauptfigur Clara geblieben.
Clara ist Tochter eines namhaften Kommunisten, der von den Nazis verfolgt und ins KZ Sachsenhausen gesteckt wurde. Er fand in den letzten Kriegstagen im verwunschenen mecklenburgischen Dorf Machandel Zuflucht und lernte dort seine Frau kennen, die ihm den Sohn Jan gebar, viele Jahre später die Tochter Clara, bevor er im neuen Staat Minister wurde.
Er konnte es nicht lange bleiben und Jan reiste aus der DDR aus, Clara engagierte sich in Bürgerbewegungen.
Der Roman beginnt in einer Zeit, die sich schon merklich auf die Wende zu bewegt. Clara ist Doktorandin an der Humboldt Universität, verheiratet mit einem Ingenieur und hat zwei kleine Kinder.
Sie kommt 1985 nach Machandel, das sie kaum kennt und lässt sich von der russischen ehemaligen Ostarbeiterin Natalja das Leben ihrer Eltern und ihres Bruders beschreiben. Sie findet in Machende eine Kate die sie sich zusammen mit ihrem Mann als Sommersitz ausbaut. Im Lauf der Zeit muss sie erfahren:
Die Kate ist Ort schlimmer Erinnerungen. Marlene Peters, älteste Schwester und Versorgerin einer zu Waisen gewordenen Kinderschar muss dort die Nachstellungen des zwielichtigen Alten Wilhelm Stüwe , Nutznießer aller politischen Systeme, abwehren, was ihr schließlich zum grausamen Verhängnis wird. –
Clara lebt in der Zeit der Wende voller Hoffnungen und in der Erwartung vieler sich erfüllender Träume. – Aber die gesellschaftlichen Erneuerungen sind, wie sie erleben muss, doch anders als erwartet.
Poesievoll rankt sich um die Romanhandlung, das ziemlich grausame Märchen vom Machandelbaum, womit sich Clara in ihrer Doktorarbeit auseinandersetzt und Sie, meine Damen und Herren, hören zu Beginn das Hermann-Löns-Lied von diesem Baum von der heutigen Sprecherin Rita Feldmeier dargebracht, die Flötistin Bettina Lange und die Pianistin Rita Herzog begleiten sie.
Hans-Jochen Röhrig, der die Veranstaltung leitet
mit Hans-Jochen Röhrig und Rita Herzog (Klavier), Einführung: Dr. Peter Walther
Hans Fallada ist auch -scheinbar im Kleinen- der große phantasievolle Erzähler, den wir aus seinen Romanen kennen, natürlich hat er seine Kindheitsberichte ausgeschmückt, etwa, wenn er Familienfeste mit kuriosem Ausgang beschreibt oder einen unsinnigen, ewig langen Prozess senes prozesswütigen Onkels.
„Wenn ich im Kleinen sündige, so bin ich doch im Großen getreu gewesen. Wenn ich bei den Taten erfand, so habe ich doch den Geist, so gut ich es vermochte, geschildert.“ (Fallada im Vorwort)
… aktuell zum Tage, mit durchaus aufklärenden Texten von Schnabl und eher amüsanten (auch gesungen!) zum Thema von Tucholsky, ETA Hoffmann, Montesquieu, Heine und vielen anderen Kennern der Materie.
Es agiert Hans-Jochen Röhrig
„Ellernklipp“ ein Psychokrimi von Theodor Fontane
nach einem Harzer Kirchenbuch
Die unerhörte Spannung zwischen Vater Bocholt und dessen Sohn, die dasselbe Mädchen lieben, entlädt sich auf Ellernklipp, einem erhöhten Punkt in der Nähe des Harzortes Emmerode (Wernigerode). Während die Tat den einen vernichtet, bringt sie den anderen an das Ziel seiner Wünsche. … Wirklich?
„Doch, doch, Lump, der du bist …“ Und sie rangen miteinander, bis der Alte, der sonst der Stärkere war, auf den Kiennadeln ausrutschte und hart am Abgrund niederstürzte…“
(zitiert nach Fontanes Roman)
Es liest Hans-Jochen Röhrig
mit Nadine Nollau und Jan Kaare Koppe, am Schlagwerk: Friedemann Werzlau
Ein Roman, geschrieben vor 45 Jahren – in der DDR „absolut undruckbar“, wusste Kunert und versteckte ihn in einer Truhe. 2018 wiedergefunden, wurde er kurz vor des Dichters Tod veröffentlicht.
Der Autor war vor allem berühmt durch spitzzüngige Gedichte, mit denen er ständig aneckte. 1979 reiste der geborene Berliner aus und ließ sich in Itzehoe nieder.
Der Held seines Romans sucht nach einem Geschenk für seine Frau und wird im Intershop fündig, erregt aber dort die Aufmerksamkeit der STASI …
s. Hans Otto Theater 19.1.!
Kathrin Gerlof
NENN MICH NOVEMBER
In Berlin war es nicht mehr auszuhalten. Marthe und David scheiterten dabei, nach Kündigungen und Firmengründung wieder auf die Beine zu kommen. Der Geldautomat zog die Karte ein, der Besitz schrumpfte aufs Unverkäufliche und Nicht-Pfändbare zusammen. Weil David in einem Dorf ein altes Haus geerbt hatte, konnten sie dahin umziehen. Von diesem Neubeginn handelt der Roman „Nenn mich November“ von Kathrin Gerlof.
Neu muss nicht gut heißen. Es ist kein optimistisches Buch. Aber es ist ein Buch, das mit seiner zuweilen irritierend assoziationsreichen Sprache, mit dem Blick aus dem Dorf in die Welt eine intensive Beteiligung des Lesers erreicht. Man kann nicht unberührt bleiben davon, nicht nur wegen der erzählten Schicksale, sondern vor allem wegen der Art und Weise, wie Gerlof schreibt. (Berliner Zeitung)
Es lesen Bettina Riebesel und Jörg Dathe, Melanie Barth spielt Akkordeon,
Leitung Hans-Jochen Röhrig
Hermanns Berliner Roman »Kubinke“ ist die mit leiser Ironie vorgetragene Lebensgeschichte des Friseurgehilfen, der von seinen robusteteren Zeitgenossen überspielt wird und an der erbarmunglosen Wirklichkeit zerbricht, er gehört zu den starksten Schilderungen aus dem Berlin der Zeit vor dem ersten Weltkrieg. Tiefe Menschenkenntnis und Meisterschaft der Beobachtung, realistische Bildhaftigkeit der
Milieu- und Landschaftsschilderungen zeichnen dieses Werk aus, hinter dessen feinem Humor sich tiefer Ernst verbirgt und das einer Epoche der wirtschaftlichen Scheinblüte und sozialer Gegensätze den lebensprallen Spiegel vorhält.
Es lesen Ulrike Beerbaum. Krostin Muthwill und David Hoerning; Gisela Richter spiet Cello und Rita Herzog Klavier. Leitung: Hans-Jochen Röhrig
Der Berliner Roman »Kubinke“. ist ie mit leiser Ironie vorgetragene Lebensgeschichte des Friseurge-
hilfen, der von seinen robusteren Zeitgenossen iiberspielt wird und an der erbarmungslosen Wirklichkeit zerbricht, der Roman gehört zu den starksten Schilderungen aus dem Berlin der Zeit vor dem ersten Weltkrieg. Tiefe Menschenkenntnis und Meisterschaft derBeobachtung, realistische Bildhaftigkeit der
Milieu- und Landschaftsschilderungen zeichnen dieses Werk aus, hinter dessen feinem Humor sich tiefer Ernst verbirgt.
Es lesen Ulrike Beerbaum, Kristin Muthwill und David Hörning; Gisela Richter spielt Cello, Rita Herzog Klavier.
Einführung: Lothar Müller, Süddeutsche Zeitung; Leitung: Hans-Jochen Röhrig
Texte und Geschichten von Heinz Erhardt
Gelesen von Hans-Jochen Röhrig
Musik: Rita Herzog, E-Piano
Es ist Heinz Erhardts (1909–1979) Beitrag zum 250.Geburtstag des großen Komponisten: humorige Gedichte und Geschichten über berühmte Dichter, Politiker, Professoren, Ritter, Brummer, Schnecken und deren witzelnde Hinterlassenschaften. Dazu ein wenig Musik vom Meister der großen Sinfonien selbst, mehr aber noch von dem, was er musikalisch angeregt hat oder angeregt haben könnte.