Frau Mathilde und ihr Gatte, der Fabrikant Friedrich Wilhelm Käsebier aus Charlottenburg, sowie ihre Tochter Lilly konnten endlich die längst ersehnte Reise nach dem sonnigen Süden antreten. In Briefen an die Daheimgebliebenen schildern sie mit überschwänglicher Begeisterung ihre tiefen Eindrücke. Ein satirisches Kabinettstück.
Die singbegeisterte Tochter schnappt auch gleich italienische Schlager auf und plärrt sie mit Berliner Hingabe.
„Wenn man in so einer Gondel sitzt und lautlos durch die Lagunen gleitet, kommt man sich selbst vor wie eine Katharina Cornaro und möchte an den Dogen hinter sich ein Wort der Bewunderung richten. Nur dass ein husband die Illusion fortwährend durch seine Berliner Witze stört.“ (Frau M. Käsebier an Frau Kommerzienrat W.Liekefett in Neukölln)
MIT Janine Kreß, Charlott Lehmann und Hans-Jochen Röhrig
Klavier: Rita Herzog
Einführung: Carola Gerbert
Leitung: Hans.Jochen Röhrig
12. Juni 2022
Claire aus Kurt Tucholskys „Rheinsberg“ (1912)
Claire ist eine Medizinstudentin aus gutem Berliner Hause, ungebundenen und mit losem Mundwerk das pure Gegenstück zum konventionellen Frauenbild des Wilhelminischen Reiches. Damit ihre Eltern nichts von ihrem verlängerten Wochenende mit Wolfgang erfahren, reist sie unter dem Vorwand, eine Freundin zu besuchen. Claire hat eine skurril kleinkindliche Art zu sprechen und ihren ganz eigenen Humor. Das reale Vorbild für die Figur der Claire war Else Weil, mit der Kurt Tucholsky (1890-1935) im August 1911 ein Wochenende in Rheinsberg verbrachte. Schon mehrfach verfilmt, hat „Rheinsberg“ ganze Generationen von Verliebten angezogen. Dargeboten wird die ursprüngliche Prosa-Variante mit ihrer intimen Zartheit, ihrem liebenswürdigen Witz und ihrer humoristischen Schlauheit, eingerahmt in versponnene Akkordeonklänge.
„Was war ein Liebender? – Ein Narr. Wenn sich ihm das geliebte Herz eröffnete, schwieg er, satt und zufrieden. Ganze Literaturen wären nicht, riegelten die Mädchen ihre Türen auf.“
MIT Charlott Lehmann und Paul Wilms, Leitung: Hans-Jochen Röhrig
Bajan (Knopfakkordeon): Maxim Shagaev
Einführung: Hans-Jochen Röhrig
Der jüdische Schriftsteller Georg Hermann (1871-1943) machte sich einen Namen als Schilderer des Berliner Lebens seiner Zeit und der des Biedermeiers, er machte auch einen Ausflug ins 18. Jahrhundert und beschrieb Friedrich II., wie er seinen ziemlich alten Freund, den „Nachbar Ameise“, versucht, sich nicht an sein Mündel heranzumachen, zumal sich für das auch ein junger Rittmeister interessiert.
Es lesen EvaWeissenborn und Hans-Jochen Röhrig, musikalische Begleitung Rita Herzog (Klavier) und Birgitta Winkler (Flöte), Einführung: Carola Gerbert
s. vorherigen Eintrag vom Hans Otto Theater, die Veranstaltungen sind identisch.